Auswirkungen der Pflegereform auf die Pflege und Betreuung alter Menschen
Eine Anpassung der Pflegeversicherung ist dringend notwendig, um die Versorgung
der Menschen bei Pflegebedürftigkeit nachhaltig zu sichern. So sollte die Pflegereform Lösungen oder
zumindest Lösungsansätze zu nachfolgenden Problemfeldern bieten: Das Begutachtungsverfahren des MDK
sollte die tatsächlichen Hilfe- und Unterstützungsbedarfe deutlich sichtbar werden lassen; die Angebote
der sozialen Betreuung und der Alltagsbegleitung alter Menschen mit einer Demenz sind deutlich zu erweitern; die
strikte Trennung zwischen ambulanten, teilstationären und stationären Diensten und Leistungen sind zu
flexibilisieren und besser auf die Bedarfe der Menschen abzustimmen; unabhängige Beratungsangebote sind
flächendeckend zu schaffen; die Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit und Pflege von Angehörigen ist zu
verbessern und die Finanzierung der Pflegeversicherung selbst ist angesichts des demographischen Wandels zu sichern.
Die genannten Anforderungen sind keine vollständige Auflistung, sondern sollen vor allem andeuten, dass die Sicherung
der Pflege nur durch eine sehr umfassende Reform der bisherigen Steuerungsinstrumente gewährleistet werden kann.
Mit der Verabschiedung der „Eckpunkte der Pflegereform“ im Juni 2007 zeigen sich erste Ansätze und Strategien zur Weiterentwicklung der Pflegesicherung aus Sicht der Koalitionsspitzen. Es ist zu erwarten, dass sich die strategische Ausrichtung oder vielleicht auch „Gemengelage“ der Pflegereform bis Februar 2008 noch deutlicher abzeichnen wird. Der 6. Berlin-Brandenburger Pflegetag im Februar 2008 will vor diesem Hintergrund ein Forum zur Bestandsaufnahme und kritisch-innovativen Reflektion der sich abzeichnenden Konturen der Pflegereform sein.
Zur Einleitung wird der Stand der aktuellen Diskussionslinien aus übergreifender und unabhängiger Sicht dargestellt. Ergänzt und vertieft wird dieser Beitrag durch eine pflegewissenschaftliche Reflektion des aktuellen und zukünftig notwendigen Pflegebedüftigkeitsbegriffs. In einer Diskussion unter Beteiligung von Vertretern des Gesundheitsministeriums, des Verbraucherschutzes, der Pflegekassen und der Leistungserbringer werden Erfordernisse, Perspektiven und (mögliche) Auswirkungen der aktuellen Reformbestrebungen erörtert.
In den anschließenden Fachforen werden wesentliche Aspekte der Pflegereform vertieft und diskutiert.
Das Fachforum I widmet sich der europäischen Sozial- und Pflegepolitik, denn die in Deutschland diskutierte Pflegereform ist auch eingebettet in eine sich immer stärker konturierende europäische Sozial- und Pflegepolitik. Es geht um die Klärung der Frage, welche Strategien und Leitlinien auf europäischer Ebene erkennbar sind und in welche Richtung sich Europa „pflegerisch“ entwickelt.
Das Fachforum II beschäftigt sich mit dem Thema der Weiterentwicklung der Angebotsstrukturen und –formen. Wie können und müssen Angebote flexibler auf die Bedarfe und Bedürfnisse der hilfe- und pflegebedürftigen Menschen ausgerichtet werden. Dabei sollen insbesondere die Chancen und mögliche Risiken neuer Angebote kritisch diskutiert werden.
Das Fachforum III wird das Thema „Transparenz der Qualität“ diskutieren. Aus Verbrauchersicht aber auch aus Sicht der Unternehmen besteht ein großes Interesse die geleistete Qualität nach außen sichtbar werden zu lassen. In diesem Zusammenhang geht es auch um das Thema der Vergleichbarkeit und damit auch um das Thema von Qualitätsindikatoren.
Das Fachforum IV widmet sich dem Thema „Mitarbeiter“, denn sind es nicht letztendlich die Mitarbeiter, die in ihrer täglichen Arbeit, in ihren persönlichen Kontakten zu den Betroffenen und mit ihren Kompetenzen, die Versorgung alter Menschen sicherstellen? Mit welchen Bedingungen und Anforderungen haben sie sich zukünftig auseinanderzusetzen?
Der diesjährige 6. Berlin-Brandenburger Pflegetag verfolgt das Ziel, Einsichten in die anstehenden Entwicklungen und Reformen zu vermitteln und den übergreifenden Dialog zwischen den verantwortlich handelnden Fach- und Führungskräften zu fördern.
Zielgruppe sind Fach- und Führungskräfte aus dem Pflegebereich, SozialarbeiterInnen, VertreterInnen aus der Wissenschaft, der Aus-, Fort- und Weiterbildung, den Behörden, den Kassen, der Politik und StudentInnen. |