Globalisierung
Chance für die Altenpflege

Globalisierung beschreibt einen weltumspannenden und dynamischen Prozess, der heute alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens beeinflusst. Die Auswirkungen dieses Prozesses haben die deutsche Altenpflege schon lange erreicht. So sind Veränderungen der Altersstrukturen ein globaler Prozess, der alle Akteure zwingt, sich den neuen Rahmenbedingungen zu stellen und diese an die Veränderungen anzupassen. Das umfasst u. a.

  • Gesundheits- und Sozialleistungen und Pflegesysteme
  • Finanzierungskonzepte
  • Ausbildungs- und Personalstrukturen

Trotz unterschiedlicher politischer und wirtschaftlicher Strukturen schafft die ähnliche Entwicklung der Altersstrukturen vergleichbare Herausforderungen. Ressourcen zu erkennen und zukunftsfähige Konzepte zu entwickeln, das ist eine große Chance der Globalisierung für die Zukunft der Altenpflege.

Altenpflege - Wie international ist Deutschland?

Viele Errungenschaften der modernen Altenpflege in Deutschland sind das Ergebnis eines kreativen Anpassungsprozesses international bewährter Konzepte an deutsche Rahmenbedingungen. Validation und „Aktivitäten des Täglichen Lebens“, um nur zwei Begriffe zu nennen, sind heute als Konzepte fest in der deutschen Altenpflege verankert. Diese Adaptionen sind beste Beispiele dafür, wie wichtig es ist, internationalen Entwicklungen mit großer Offenheit und Neugierde zu begegnen. Die daraus entstehenden Möglichkeiten für konzeptionelle Weiterentwicklungen ebnen den Weg für Innovation in der deutschen Altenpflege.

  • Welche internationalen Diskurse und Lösungsstrategien werden sich künftig entwickeln, um den Lebenswelten älteren und alten Menschen besser gerecht zu werden?

Migration und Fachkräftebedarf

Die Mobilität der Menschen beeinflusst mittlerweile unsere ganze Arbeitswelt. Für die deutsche Altenpflege ist dieses Thema vor dem Hintergrund des viel diskutierten Fachkräftemangels von großer Bedeutung. Fachkräfte aus anderen europäischen Ländern anzuwerben, ist ein Lösungsvorschlag verschiedener deutscher Verbände. Doch wir müssen fragen, welche Auswirkungen solche „Eingriffe“ auf uns und die beteiligten Länder haben.

  • Welche Effekte hat die Anwerbung ausländischer Pflegefachkräfte auf die Versorgungsstruktur und Lebensqualität von älteren und alten Menschen?

Migration und ältere Menschen mit Zuwanderungsgeschichte

Andererseits leben heute viele ältere Menschen mit Zuwanderungsgeschichte im Kontext von Arbeitsmigration in Deutschland. Die spezifischen Bedürfnisse und Bedarfe von älteren Menschen anderer Kulturen werden heute als kultursensible Altenpflege diskutiert. Doch genau da bleibt die Diskussion stecken. Die Potentiale und Möglichkeiten ältere Menschen mit Zuwanderungsgeschichte haben in der politischen Diskussion - noch - keine Relevanz.

Andererseits beobachten wir schon heute eine sog. Pensions- oder Wohlstands-Migration. Deutsche Senioren wandern aus und suchen im Alter das angenehme Klima des Südens. In einigen Regionen sind mittlerweile deutsche Siedlungen entstanden. Aber auch hier entstehen Bedarfe im Pflegefall. Welche Versorgungsstrukturen stehen zur Verfügung?

  • Welche Effekte hat das auf die lokalen Gesundheits- und Pflegedienstleister?

Finanzierung von Senioren-Dienstleistungen

Bereits heute liegt der Anteil der über 65-Jährigen bei 20 %, bei den über 80-Jährigen bei 5 %. Das Verhältnis wird sich bis zum Jahr 2030 noch verstärken. Diese Entwicklung hat folglich prekäre Auswirkungen auf unsere Volkswirtschaft.
Allein im Bereich der Langzeitpflege flossen 2008 1,3 % des BSP, davon 0,9 % aus öffentlichen Mitteln. Wie wollen wir vor diesem Hintergrund unsere Zukunft künftig gestalten? Sind die Finanzmittel im Pflege- und Gesundheitsbereich vernünftig eingesetzt?
Können wir uns zukünftig Pflegestrukturen, wie wir sie heute praktizieren, überhaupt noch leisten?

  • Welche Finanzierungskonzepte werden in Zukunft gute Versorgungsstrukturen älterer und alter Menschen sichern können?

Neue Konzepte für die Altenpflege

Sozial- und Gesundheitssysteme in allen europäischen Ländern stehen in den kommenden Jahren vor großen Herausforderungen. Gesucht werden wirksame Pflegesysteme, die den künftigen Herausforderungen gerecht werden und quantitativ und qualitativ ausreichende Versorgungsstrukturen für ältere Menschen sichern.

Die neue OECD Studie „Help wanted!“ ist erstmals der Frage nachgegangen, wie die einzelnen Länder vor dem aktuellen Hintergrund effektive Pflegesysteme entwickeln können. Frits Tjadens wird als einer der verantwortlichen Architekten dieser Studie einen Überblick der Ergebnisse vortragen.

Der 10. Berlin-Brandenburger Pflegetag will zum aktuellen Thema eine Bestandsaufnahme der maßgeblichen Handlungsfelder aufzeigen und Fragen stellen. Auf der Suche nach Antworten richten wir unseren Blick in andere Länder. Wie sehen dort Lösungskonzepte für die Altenpflege aus? Wir können heute kaum beurteilen, wie das System Altenpflege in 20 Jahren in Deutschland aussehen wird. Doch eins ist als sicher vorauszusetzen: Die Ergebnisse werden Teil eines internationales Diskurses sein.

Im neuen „World-Cafe“ am Ende der Veranstaltung wollen wir Sie einladen, die Ergebnisse des Tages mit allen Teilnehmern zu diskutieren. Nutzen Sie die Gelegenheit zum Ideen- und Meinungsaustausch!